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Wer war Winnie Mandela, Südafrikas „Mutter der Nation“?

Winnie Madikizela-Mandela, prominente Anti-Apartheid-Aktivistin und Ex-Frau von Nelson Mandela, ist am Montag nach langer Krankheit im Krankenhaus gestorben, wie ihre Familie in einer Erklärung mitteilte.

Es ist vor allem dieses ikonische Bild von Winnie Madikizela-Mandela, das der Welt in Erinnerung bleiben wird: Nachdem ihr Mann Nelson Mandela am 11. Februar 1990 aus dem Gefängnis entlassen worden war, marschierte das Paar gemeinsam zu einer Kundgebung. Mit der rechten Hand hält sie seine Hand, die linke Hand ist zur Faust geballt und in die Luft gestreckt. Auf ihrem Gesicht ist der Anflug eines Lächelns zu sehen. Aber die meiste Zeit war sie nur auf dem Papier Nelson Mandelas Frau.

1958 heiratete die Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin den von der schwarzen Bevölkerung Südafrikas verehrten Bürgerrechtler Nelson Mandela. Sie war damals 24 Jahre alt und wurde Mandelas zweite Ehefrau.

„Neben ihrer Arbeit als Sozialarbeiterin war sie auch eine politische Aktivistin. Ihr Engagement wurde natürlich noch stärker, als sie Mandela kennenlernte“, sagt Anne Marie du Preez Bezdrob, die eine Biografie über sie verfasst hat.

Nelson and Winnie Mandela (photo: Greame Williams)

Nelson und Winnie Mandela spazieren zusammen auf diesem ikonischen Foto, nachdem er 1990 aus dem Gefängnis entlassen wurde

„Ich wusste nicht, wie schwer der Weg sein würde, der vor mir lag. Wir heirateten im Juni 1958, und im September war er bereits im Gefängnis“, sagte Winnie Mandela in einem Interview.

Sie verbrachte einen großen Teil ihres Lebens ohne ihren Mann: Das südafrikanische Apartheid-Regime verhaftete Nelson Mandela 1962; 1964 wurde Mandela zu lebenslanger Haft im berüchtigten Gefängnis Robben Island verurteilt.

Gewalttätigkeit

Winnie Mandela begann, den Druck ebenfalls zu spüren. Sie zog die beiden Töchter Zenani und Zindziwa allein auf und musste die Familie allein versorgen. Auch sie wurde immer wieder von der Polizei verhaftet. Irgendwann wurde sie in Einzelhaft gehalten.

1977 wurde sie aufs Land geschickt, und erst 1985 durfte sie in ihr Haus in Soweto, Johannesburg, zurückkehren.

Die Menschen nennen sie liebevoll „Mama Wetu“ – „Mutter der Nation“ – ein Begriff der Zuneigung und des Respekts, der weit über Südafrika hinausreicht.

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Aber ihr Ruf wurde in den späten 80er Jahren getrübt. Die britische Zeitung „The Guardian“ zitierte sie mit den Worten: „Wir werden dieses Land befreien“ mit „unseren Streichholzschachteln und unseren Halsketten“, was als implizite Billigung der politischen Morde durch Verbrennung sogenannter Verräter mit benzingetränkten Reifen interpretiert wurde, die der Anti-Apartheid-Bewegung enormen Schaden zufügten. Ihr Mann und seine Partei, der Afrikanische Nationalkongress (ANC), lehnten diese Praktiken ab.

Auch der von ihr gegründete Fußballverein „Mandela United Football Team“, dessen Mitglieder sie auch als Leibwächter einsetzte, machte Schlagzeilen. Einigen Mitgliedern wurde vorgeworfen, in Folter, Vergewaltigung und Mord verwickelt zu sein. Eines der mutmaßlichen Opfer war der 14-jährige James Seipei, der 1988 verschwand. Verschiedene Zeugen haben ihre Leibwächter beschuldigt, den jungen ANC-Anhänger getötet zu haben, weil sie vermuteten, dass er Informationen an die Polizei weitergab.

Einige haben sogar behauptet, Mandikizela-Mandela habe den Jungen selbst getötet. Eine Untersuchung der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission Jahre später konnte ebenfalls nicht herausfinden, wer für den Mord verantwortlich war.

Zerrüttete Ehe

Als Nelson Mandela 1990 aus dem Gefängnis entlassen wurde und Winnie ein Comeback als Frau an der Seite eines Freiheitskämpfers feierte, begannen ihre Zustimmungswerte wieder zu steigen. Aber ihre Ehe lag in Trümmern.

1992 gab Nelson Mandela die Trennung bekannt – aus politischen Gründen, wie es hieß. „Ich hoffe, Sie können den Schmerz verstehen, den ich jetzt empfinde“, sagte er auf einer Pressekonferenz in Johannesburg vor Journalisten. Nach 38 Jahren Ehe ließen sich die beiden 1996 scheiden.

Dennoch kletterte Winnie Madikizela-Mandela im ANC weiter auf: 1993 wurde sie Präsidentin der ANC-Frauenliga, 1994 stellvertretende Ministerin für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technologie.

Nelson Mandela cutting his birthday cake (photo: picture-alliance/dpa)

Winnie Madikizela-Mandela (zweite von rechts oben) nahm auch an Nelson Mandelas 92. Geburtstag teil

Aber trotz ihres Aufstiegs stand sie vor Gericht wegen ihrer Rolle bei Diebstahl und Betrug unter Beschuss: Ein Scheck im Wert von über 100.000 Dollar (81.300 Euro) der verstorbenen pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto soll in Winnies Stiftung verschwunden sein. Außerdem wurde ihr vorgeworfen, Geld für Bauaufträge verlangt zu haben. 1995 entließ Nelson Mandela seine damalige Ex-Frau von ihrem Posten als stellvertretende Ministerin.

Sie setzte sich für Menschen in Not ein

Aber sie genoss weiterhin die Unterstützung der Menschen. „Sie war in der Frauenliga des ANC aktiv, sie war in ihrer Gemeinde aktiv. Sie setzte sich immer für Menschen ein, die Hilfe brauchten“, sagte Biograph Bezdrob.

Selbst in ihrer Zeit als stellvertretende Ministerin kritisierte sie offen die ihrer Meinung nach unsoziale Politik des ANC. Viele Südafrikaner bewundern sie dafür. Die politische Bühne blieb ihr und sie stand von 1997 bis 2003 erneut an der Spitze der Frauenliga des ANC. In den Jahren 2009 und 2014 wurde sie in die Nationalversammlung gewählt.

Winnie hatte sich mit ihrem Ex-Mann versöhnt, bevor er starb. Sie kam 2008 zu seiner 90. Geburtstagsfeier in einem Fußballstadion in Pretoria und stand neben seiner dritten Frau Graca Machel an seiner Seite. Beide Frauen waren auch an seiner Seite, als er 2013 im Alter von 95 Jahren starb.

Nach seinem Tod wurde er im Dorf Qunu nahe seinem Geburtsort beigesetzt. Winnie Mandikizela-Mandela zog vor Gericht, um Zugang zu dem Grundstück zu erhalten, auf dem Mandela begraben ist, verlor aber. In seinem Testament hat er seine frühere Frau nicht erwähnt.

Martina Schwikowski hat zu diesem Bericht beigetragen.