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Nicht alles wird gut (aber manches schon)

Ein Bild von Ryan Thacker am Ende von Maira Kalmans Creative Mornings-Vortrag

„Es gibt einen großen Unterschied zwischen positivem Denken und existenziellem Mut.“
-Barbara Ehrenreich, Bright-Sided

Du weißt, dass es dir schlecht geht, wenn du auf deinem täglichen Spaziergang an Plattitüden mit Straßenkreide vorbeikommst, die dich mörderisch machen.

Für mich war gestern der Knackpunkt ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift „ALLES WIRD GUT“.

Auf welchem verdammten Planeten leben diese Leute?

„Nein, mir geht’s nicht gut! Keinem von uns geht es gut!! Seht ihr nicht, was hier los ist?!?!“

(Das ist perfekt, danke @sonia__harris) pic.twitter.com/jcE2odJCgB

– Austin Kleon (@austinkleon) May 5, 2020

Meine liebsten filmischen Misanthropen fingen an, sich miteinander zu unterhalten.

„Wo bringen sie euch bei, so zu reden?“ fragte Melvin Udall.

„Was für ein Schwachsinn“, stimmte Withnail zu.

Jedes Mal, wenn mich jemand fragt, ob es mir gut geht, denke ich an diese Szene aus GROSSE POINTE BLANK

„Nein! Mir geht es nicht gut! Ich bin verletzt, ich bin sauer, und ich muss einen neuen Job finden.“https://t.co/ABt5ovFY9l pic.twitter.com/TlWCspwDFB

– Austin Kleon (@austinkleon) May 5, 2020

Ich wurde an die Geschichte von G.K. Chestertons Buch Platitudes Undone:

Im Jahr 1911 veröffentlichte der Autor Holbrook Jackson ein kleines Buch mit Aphorismen unter dem (leicht prätentiösen) Titel Platitudes in the Making: Precepts and Advices for Gentlefolk und schenkte seinem Freund G.K. Chesterton ein Exemplar. Chesterton, so scheint es, setzte sich mit dem Buch – und einem grünen Bleistift – hin und schrieb eine Antwort auf jeden Spruch im Buch. Vermutlich legte er das Buch dann beiseite, und irgendwie tauchte es 1955 in einem Buchladen in San Francisco auf, wo es von einem gewissen Dr. Alfred Kessler, einem Bewunderer Chestertons, gekauft wurde. Jeder Büchersammler träumt von so einem Fund. Anstatt das Buch jedoch für sich zu behalten, haben Dr. Kessler und Ignatius Press eine Faksimile-Ausgabe herausgegeben. Entfernt man den Schutzumschlag, erhält man eine in jeder Hinsicht originalgetreue Reproduktion des Bandes von 1911 mit allen Anmerkungen von Chesterton. Es ist ein bemerkenswertes Projekt und ein echter Leckerbissen für Leser von Chesterton.

Die Menschen sterben. Unsere Führer sind korrupt. Die Dinge sind nicht gut.

Aber es gibt immer noch Sonnenschein und Vögel und Gene Kelly, der tanzt.

Wenn wir die Nachbarschaft mit Slogans bemalen, sollten wir wenigstens die Trauer und die Intelligenz der anderen würdigen.

Alles wird gut.

NICHT alles wird gut, ABER EINIGE DINGE WERDEN gut.