Wladimir Köppen
Köppen war einer der wichtigsten Begründer der modernen Klimatologie und Meteorologie. Zwischen 1850 und 1860 trug Köppen zu Seewarts Segelhandbüchern für den Atlantik, den Pazifik und den Indischen Ozean bei, indem er Schiffsberichte über die Winde der verschiedenen Ozeane studierte. Zwischen 1872 und 1873 war Köppen als Assistent im russischen meteorologischen Dienst beschäftigt, wo er an der Erstellung der täglichen synoptischen Wetterkarte mitwirkte. Im Jahr 1875 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Leiter der neuen Abteilung für Seemeteorologie an der Deutschen Seewarte in Hamburg. Dort war er für den Aufbau eines Wettervorhersagedienstes für den nordwestlichen Teil Deutschlands und die angrenzenden Seegebiete verantwortlich. Nach vier Jahren konnte er sich seinem Hauptinteresse, der Grundlagenforschung, zuwenden und verließ das meteorologische Amt.
Köppen begann eine systematische Untersuchung des Klimas und experimentierte auch mit Ballons, um Daten aus den oberen Schichten der Atmosphäre zu erhalten. 1884 veröffentlichte er die erste Version seiner Karte der Klimazonen, in der die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen aufgezeichnet waren. Dies führte um 1900 zur Entwicklung des Köppen-Klimaklassifikationssystems, das er für den Rest seines Lebens immer weiter verbesserte. Die Vollversion seines Systems erschien erstmals 1918; nach mehreren Änderungen wurde die endgültige Fassung 1936 veröffentlicht.
Neben der Beschreibung der verschiedenen Klimatypen war er auch mit der Paläoklimatologie vertraut. 1924 veröffentlichte er zusammen mit seinem Schwiegersohn Alfred Wegener eine Arbeit mit dem Titel Die Klimate der Geologischen Vorzeit, die die Milanković-Theorie über Eiszeiten entscheidend unterstützte. Außerdem war er 1911 Mitverfasser von The Thermodynamics of the Atmosphere, einem Lehrbuch, das sehr populär wurde.
Gegen Ende seines Lebens arbeitete Köppen mit dem deutschen Klimatologen Rudolf Geiger zusammen, um ein fünfbändiges Werk, das Handbuch der Klimatologie, zu verfassen. Es wurde nie vollendet, aber mehrere Teile, drei davon von Köppen, wurden veröffentlicht. Nach Köppens Tod im Jahr 1940 arbeitete Geiger weiter an Modifikationen des Klimaklassifikationssystems.
Köppen war ein produktiver Wissenschaftler, der mehr als 500 Arbeiten verfasste, und er behielt seine intellektuelle Neugier und sein breites Interessenspektrum sein Leben lang bei. Im Jahr 1890 war er Mitautor des ersten Wolkenatlasses. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagierte er sich aktiv in sozialen Fragen und widmete viel Zeit und Energie Problemen wie der Landnutzung, der Schulreform und der Ernährung der Unterprivilegierten. Er war ein starker Befürworter der Verwendung von Esperanto für die Sache des Weltfriedens und übersetzte mehrere seiner Veröffentlichungen ins Esperanto.
Er hatte eine Frau, Marie, und fünf Kinder, darunter die Tochter Else. Maries Schwester Sophie und ihre Kinder zogen 1888 bei den Köppens ein.