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Warum streiten wir?

Wenn Sie das Wort „Argument“ hören, stellen Sie sich vielleicht Kampfszenen vor: Politiker, die Beleidigungen austauschen, nur um bei ihren Gegnern zu punkten, oder Mitbewohner, die sich darum streiten, wer den Müll rausbringen darf. Akademische Autoren, die ihre Leser angreifen, werden für diese Strategie jedoch selten belohnt. Wir argumentieren vor allem deshalb wissenschaftlich und professionell, weil wir unsere Leser als Verbündete und nicht als Feinde gewinnen müssen. Wenn die Leser das Gefühl haben, dass Ihre Argumente ihre eigenen Positionen angreifen, ihre Ideen niedermachen, während Sie Ihre eigenen Vorstellungen bis aufs Blut verteidigen – nun, dann werden sie Sie eher als ihren Feind denn als ihren Verbündeten betrachten.

Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, stellt sich sogar unsere gängige Sprache über Argumente oft metaphorisch als Krieg dar: ein Kampf, der so lange andauert, bis eine Kapitulation oder ein überwältigender Vorteil die Gewinner und Verlierer klärt. In beruflichen und akademischen Kontexten müssen wir jedoch fast immer anders über Argumente denken. Wenn wir uns streiten, streiten wir über ein gemeinsames Problem. In der akademischen Diskussion sind wir alle mehr daran interessiert – oder sollten es sein -, die besten Lösungen für ein Problem zu finden, als nur für unsere eigene vorgegebene und unnachgiebige Position einzutreten. In diesem Umfeld funktionieren Ihre Argumente am besten, wenn sie mit den Lesern zusammenarbeiten, anstatt sie anzugreifen. Das bedeutet, dass Sie den Lesern gute Gründe liefern müssen, damit sie ihr Denken oder Handeln ändern.

Da das Ziel akademischer und professioneller Argumentation darin besteht, ein Problem zu lösen, müssen Sie Ihre Leser nicht immer vollständig überzeugen, um erfolgreich zu sein. Und während eine vollständige Akzeptanz schwer zu erreichen ist, können Sie bei vielen Problemen Erfolg haben, indem Sie Ihre Leser dazu bringen, Ihr Argument auf einer bescheideneren Ebene zu akzeptieren.