Warum hängen die Hoden bei den meisten Säugetieren außerhalb des Körpers?
Der Evolutionspsychologe G.G. Gallup hat vor einigen Jahren eine sehr ausführliche Abhandlung verfasst, in der er die gängigen Hypothesen überprüft und seine eigene, die so genannte „Aktivierungshypothese“, aufgestellt hat. Seiner Hypothese zufolge erfahren die Spermien beim Ejakulieren in die Vagina einen plötzlichen Temperaturanstieg, da der weibliche Fortpflanzungstrakt Körpertemperatur (37 Grad Celsius) hat. Dieser Temperaturanstieg aktiviert die Spermien, so dass sie ihre Beweglichkeit vorübergehend erhöhen können, um den Gebärmutterhals zu passieren und die Eileiter zu erreichen. Die niedrigere Temperatur in den abgesenkten Hoden dient dazu, die vorzeitige Aktivierung der Spermien zu verhindern, indem die Hodentemperatur unter der Körpertemperatur gehalten wird. In der Tat werden menschliche Spermien, die bei Körpertemperatur gelagert werden, etwa eine Stunde lang beweglicher, was der Zeit entspricht, die sie brauchen würden, um die Eizelle zu erreichen, und dann verlangsamen sie sich. Gallup spekuliert auch, dass der Grund für die extreme Empfindlichkeit der Hoden und die extremen Schmerzen, die entstehen, wenn sie getroffen werden, eine Folge der Aktivierungsanpassung ist. Schmerz zwingt männliche Säugetiere dazu, ihre Hoden vor möglichen Schäden zu schützen. Der Kremaster-Muskel, der die Hoden näher an den Körper zieht, kontrahiert nicht nur bei zu kalten Außentemperaturen, sondern auch bei einer Erektion (und wärmt damit möglicherweise die Spermien ein wenig auf, um sie auf das große Schwimmen ihres Lebens vorzubereiten) und auch bei einem Hinweis auf eine mögliche Beschädigung der Hoden. All diese Anpassungen ergeben im Lichte der Aktivierungshypothese einen Sinn. Dies könnte erklären, warum Meeressäuger die Hoden nicht im Hodensack aufbewahren müssen, da sie sich zwar im Körper, aber nahe der Haut befinden und die Wassertemperatur sie kalt genug hält. Aber es erklärt nicht den Fall des Elefanten.