Thieme Specialties
Wie lange kann man im Winter in einem See schwimmen, ohne zu erfrieren? Was passiert, wenn die Saunatür zufällt? Oder gar, wenn der Kühlschrank leer ist? Wie kommt dein Körper mit Extremsituationen klar – oder auch nicht?
Körpertemperatur: 108,14°F
Die maximale Körpertemperatur, die ein Mensch überleben kann, beträgt 108,14°F. Bei höheren Temperaturen verwandelt sich der Körper in Rührei: Proteine werden denaturiert und das Gehirn wird irreparabel geschädigt.
Kaltes Wasser: 39,2°F
Kaltes Wasser entzieht dem Körper Wärme. In einem 39,2°F kalten See kann ein Mensch maximal 30 Minuten überleben. Der Grund: Die Konzentration von Stresshormonen im Blut steigt plötzlich an, um die Wärmeproduktion anzuregen. Außerdem setzt schnell ein Kältezittern ein, um über die Muskeln Wärme zu produzieren. Das funktioniert bei kalter Lufttemperatur, aber im kalten Wasser entzieht das Frösteln dem Körper noch schneller Wärme. Die Muskulatur ermüdet sehr schnell und der Körper kühlt aus.
Sobald die Körpertemperatur auf unter 89,6 – 86 °F sinkt, hört das Zittern auf und die Energiereserven werden verbraucht. Die Muskeln versteifen und die Kälte betäubt die Nervenenden. Das ist der Grund, warum Kälte und Schmerz nicht mehr wahrgenommen werden. Das Gehirn reduziert seine Leistung und gezielte Bewegungen sind fast unmöglich – deshalb verhalten sich frierende Menschen ein wenig wie Betrunkene. Enzymatische Reaktionen und Transportmechanismen in den Zellen verlangsamen sich, so dass wichtige Stoffe nicht oder zu wenig produziert werden. Bei einer Kerntemperatur von 85,1°F werden die meisten Menschen ohnmächtig. Das Herz schlägt nur noch zwei- bis dreimal pro Minute, Puls und Atmung sind kaum noch messbar. Sobald die Temperatur unter 68°F liegt, ist der Tod so gut wie sicher.
Auch ein zu schnelles Aufwärmen kann gefährlich sein: Im kalten Wasser erweitern sich die Blutgefäße in der Haut und in den Extremitäten und der Blutdruck sinkt rapide, so dass ein Kreislaufkollaps droht. Übrigens: Auch wenn eine frierende Person wieder in eine warme Umgebung kommt, sinkt ihre Körpertemperatur noch 15 Minuten lang weiter ab („Afterdrop“). Beim Aufwärmen oder Bewegen des Patienten, wenn ein großer Unterschied zwischen Extremitäten und Körperkern besteht, steigt die Temperatur der Extremitäten an – auf Kosten der Kerntemperatur.
Heiße Umgebungstemperatur: 230°F
Wie lange man bei Hitze überleben kann, hängt vor allem von der Luftfeuchtigkeit ab: je weniger Feuchtigkeit, desto länger hält man durch. In einer Sauna bei 230°F halten Erwachsene maximal 3 bis 4 Minuten aus, in einem brennenden Haus bis zu 10 Minuten – sofern sie nicht durch das Kohlenmonoxid ohnmächtig werden. Kinder fallen hohen Umgebungstemperaturen noch schneller zum Opfer, z.B. in einem auf 122°F aufgeheizten Auto werden sie nach wenigen Minuten ohnmächtig.
Bei einem Hitzschlag steigt die Körpertemperatur auf über 104°F. Die akute Überhitzung verursacht ein Hirnödem, das Symptome wie Krämpfe, Bewusstseinstrübung, Kopfschmerzen und Übelkeit hervorruft. In den schlimmsten Fällen endet ein Hitzschlag mit bleibenden Hirnschäden oder sogar mit dem Tod.
Höhen: 2,8 Meilen
Ab einer Höhe von 1,6 Meilen kann es zu einem unangenehmen Gefühl kommen: die Höhenkrankheit beginnt mit Kopfschmerzen und Schwindel. Der verringerte Sauerstoffgehalt im Blut macht die Gefäßwände durchlässiger, so dass mehr Blutplasma in das Gewebe gelangt. Das Bewusstsein schwindet bei den meisten Menschen in einer Höhe von 2,8 Meilen – und wenn man zu schnell aufsteigt, kann das zu einem Lungenödem und schließlich zum Tod führen. Menschen, die in großen Höhen leben, haben sich durch größere Lungen und mehr rote Blutkörperchen angepasst, so dass sie noch überleben können.
Wassertiefe: 702 Fuß
Wenn ein Mensch ohne Unterwasserausrüstung tiefer als 59 Zoll taucht, wird er nach spätestens zwei Minuten ohnmächtig. Je tiefer man taucht, desto stärker werden die Luft und die Lungenkapazität komprimiert. In einer Tiefe von 82 bis 114 Fuß ist der Druck so stark, dass die Lunge bis zur maximalen Ausatmung komprimiert wird. Wenn man tiefer taucht, tritt Gewebeflüssigkeit in die Lunge über, was zu einem Lungenödem führt. Der Rekordhalter im Freitauchen erreichte eine Tiefe von 702 Fuß, ohne ohnmächtig zu werden. Wie ist das möglich? Durch langjähriges Training, bei dem man Schritt für Schritt tiefer taucht, gewöhnt sich die Lunge an den Druck. Taucher entwickeln zwar auch in dieser Tiefe noch ein Lungenödem, aber das ist reversibel.
Blutverlust: 40%
Ein Mensch kann einen Verlust von 30% seines Blutvolumens ausgleichen. Ein Blutverlust von 40 % erfordert eine Transfusion, idealerweise mit konzentrierten roten Blutkörperchen. Blutverlust tötet durch Volumenmangelschock und die daraus resultierende unzureichende Durchblutung, Azidose oder Bildung von Mikrothrombosen. Deshalb ist es wichtig, das Blut so schnell wie möglich wieder aufzufüllen. Außerdem sinkt bei einem großen Blutverlust der Kreislauf so weit ab, dass die Herzkammern nicht mehr mit Blut versorgt werden. Dies führt zu schweren Herzrhythmusstörungen, die mit dem Tod enden.
Durch den Körper eines gesunden Menschen fließen ca. 1,2 bis 1,6 Liter Blut, das entspricht 6-8% des Körpergewichts. Wenn nicht genügend Blut nachgebildet werden kann, kommt es zu einer Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff. Die Höhe des ausgeglichenen Blutverlustes hängt auch davon ab, wie schnell das Blut verloren geht. Ein akuter Blutverlust von 20% (ca. 0,3 Gallonen) wird als kritisch angesehen.
Sauerstoffentzug: 10 Minuten
In der Regel wird ein Mensch nach zwei Minuten ohne Sauerstoff ohnmächtig. Der menschliche Körper kann so lange überleben, wie Sauerstoff im Blut vorhanden ist. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von Faktoren wie dem Fitnesslevel ab. Die elektrische Hirnaktivität lässt nach 20 Sekunden ohne Sauerstoff nach, und der Mensch wird bewusstlos. Nach 2-3 Minuten werden die ersten Zellen geschädigt, zunächst in der Hirnrinde, dann im Hirnstamm, der den Blutkreislauf und die Atmung steuert. Nach 5 Minuten ist das Gehirn irreparabel geschädigt, so dass ein Mensch nur noch in einem Wachkoma weiterleben kann. Nach 10 Minuten ohne Sauerstoffzufuhr ist ein Mensch klinisch tot. Unglaublich, aber wahr: Der Weltrekord im Luftanhalten liegt bei 22 Minuten.
Ohne Wasser: ca. 1 Woche
Jede Zelle des menschlichen Körpers braucht Wasser zum Überleben. Wenn ein Mensch nicht in der Lage ist, seinen täglichen Wasserverlust zu ersetzen, überlebt er im Durchschnitt eine Woche. Wie lange man tatsächlich ohne Flüssigkeitszufuhr überleben kann, hängt von verschiedenen Aspekten ab: Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, körperliche Aktivität, Alter oder Gesundheitszustand spielen eine Rolle. Selbst wenn ein Mensch keine Flüssigkeit über den Urin verliert, verliert er über die Haut und die Atmung einen halben Liter pro Tag – bei Hitze oder körperlicher Aktivität deutlich mehr.
Ein gesunder junger Mensch kann 3-4 Tage ohne Wasser auskommen, in Extremsituationen sogar 12 Tage. Die eigentliche Ursache für den Tod durch Trockenheit ist eine innere Vergiftung oder ein Kreislaufkollaps. Die Nieren sind nicht in der Lage, die durch den Flüssigkeitsmangel entstehenden urämischen Substanzen auszuscheiden und körpereigene Gifte zerstören alle Organe. Oder aber der Kreislauf bricht zusammen und es kommt zu Multiorganversagen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Ohne Nahrung: 1-2 Monate
Je nach körperlicher Konstitution und Energiestoffwechsel kann ein Mensch 1-2 Monate ohne Nahrungsaufnahme überleben. Ohne Kalorienzufuhr ernährt sich der Körper von seinen eigenen Substanzen. In den ersten Tagen baut der Organismus seine Kohlenhydratreserven ab, danach Fettgewebe, dann Muskulatur und schließlich Haut, Nieren, Lunge und Knochen. Ein Verlust von 30% des Körpergewichts endet meist mit dem Tod.
Als Faustregel kann man sich den Dreisatz merken:
3 Minuten ohne Sauerstoff, 3 Tage ohne Wasser, 3 Wochen ohne Nahrung.
Ohne Schlaf: zu lange
Hier die gute Nachricht zum Schluss: Schlafmangel kann zwar zu akustischen, optischen, olfaktorischen und taktilen Halluzinationen führen – aber nicht zum Tod. Der Weltrekord im Wachbleiben liegt bei 266 Stunden (knapp 12 Tage).
Nun gibt es keine Ausrede für die nächste Prüfung.
* Alle Angaben sind Richtwerte. Allgemeingültige Aussagen sind nicht möglich, da jeder Körper anders ist und daher auf Extremsituationen anders reagiert.