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Spaltphasenmotor

Ein einphasiger Spaltphasen-Induktionsmotor verwendet einen Käfigläufer, der mit dem eines Drehstrommotors identisch ist. Um ein rotierendes Magnetfeld zu erzeugen, wird der einphasige Strom durch zwei Wicklungen geteilt, die Hauptlaufwicklung und eine Hilfsanlaufwicklung, die im Stator um 90 elektrische Grad gegenüber der Laufwicklung versetzt ist. Die Anlaufwicklung ist in Reihe mit einem zentrifugal oder elektrisch betätigten Schalter geschaltet, um sie abzuschalten, wenn die Anlaufdrehzahl etwa 75 % der Volllastdrehzahl erreicht.
Die Phasenverschiebung wird durch den Unterschied im induktiven Blindwiderstand der Anlauf- und der Betriebswicklung sowie durch die physikalische Verschiebung der Wicklungen im Stator erreicht. Die Startwicklung ist auf der Oberseite der Statornuten mit weniger Windungen aus Draht mit kleinerem Durchmesser gewickelt. Die laufende Wicklung hat viele Windungen aus Draht mit großem Durchmesser, die im unteren Teil der Statornuten gewickelt sind und ihr einen höheren induktiven Blindwiderstand verleihen als der Startwicklung.
Die Art und Weise, wie die beiden Wicklungen eines Spaltphasenmotors ein rotierendes Magnetfeld erzeugen, ist in Abb. 44 dargestellt und kann wie folgt zusammengefasst werden.

  • Wenn eine Netzwechselspannung angelegt wird, ist der Strom in der Anlaufwicklung dem Strom in der Betriebswicklung um etwa 45 elektrische Grad voraus.
  • Da der von diesen Strömen erzeugte Magnetismus demselben Wellenmuster folgt, können die beiden Sinuswellen als die Wellenformen des von den beiden Wicklungen erzeugten Elektromagnetismus betrachtet werden.
  • Während die Wechsel des Stroms (und des Magnetismus) andauern, ändert sich die Position des Nord- und des Südpols in einer scheinbaren Drehung im Uhrzeigersinn.
  • Gleichzeitig schneidet das Drehfeld die Eichhörnchenleiter des Rotors und induziert in ihnen einen Strom.
  • Dieser Strom erzeugt magnetische Pole im Rotor, die mit den Polen des magnetischen Drehfelds des Stators zusammenwirken, um das Motordrehmoment zu erzeugen.

Wenn der Motor läuft, muss die Anlaufwicklung aus dem Stromkreis entfernt werden. Da die Anlasserwicklung einen geringeren Querschnitt hat, würde ein Dauerstrom durch sie zum Durchbrennen der Wicklung führen. Zum automatischen Trennen der Anlaufwicklung vom Stromkreis kann entweder ein mechanischer Fliehkraftschalter oder ein elektronischer Halbleiterschalter verwendet werden. Die Funktionsweise eines Fliehkraftschalters ist dargestellt. Er besteht aus einem Fliehkraftmechanismus, der sich auf der Motorwelle dreht und mit einem feststehenden Schalter zusammenwirkt, dessen Kontakte mit der Startwicklung in Reihe geschaltet sind.
Wenn sich der Motor seiner normalen Betriebsdrehzahl nähert, überwindet die Fliehkraft die Federkraft, so dass sich die Kontakte öffnen und die Startwicklung von der Stromquelle trennen können; der Motor arbeitet dann ausschließlich mit seiner laufenden Wicklung weiter. Motoren, die mit einem solchen Fliehkraftschalter ausgestattet sind, machen beim Starten und Stoppen ein deutliches Klickgeräusch, wenn sich der Fliehkraftschalter öffnet und schließt.
Der Fliehkraftschalter kann zu einer Fehlerquelle werden, wenn er nicht ordnungsgemäß funktioniert. Wenn der Schalter nicht schließt, wenn der Motor stoppt, ist der Stromkreis der Anlaufwicklung offen. Das hat zur Folge, dass sich der Motor nicht dreht, wenn der Stromkreis des Motors wieder eingeschaltet wird, sondern lediglich ein leises Brummen von sich gibt. Normalerweise ist die Anlaufwicklung so ausgelegt, dass sie während des Anlaufs nur für eine kurze Zeit an Netzspannung liegt. Wenn sich der Fliehkraftschalter nicht innerhalb weniger Sekunden nach dem Start öffnet, kann die Startwicklung verkohlen oder durchbrennen.
Der Spaltphasen-Induktionsmotor ist der einfachste und gebräuchlichste Typ eines Einphasenmotors. Aufgrund seiner einfachen Bauweise ist er in der Regel preiswerter als andere Einphasenmotortypen. Spaltphasenmotoren haben ein geringes oder mittleres Anlaufmoment. Typische Größen reichen bis zu etwa ½ PS. Die Drehrichtung eines Spaltphasenmotors ändert sich, wenn man die Kabel entweder an der Start- oder an der Laufwicklung, aber nicht an beiden, umpolt. Beliebte Anwendungen für Spaltphasenmotoren sind Ventilatoren, Gebläse, Büromaschinen und Werkzeuge wie kleine Sägen oder Bohrmaschinen, bei denen die Last erst dann anliegt, wenn der Motor seine Betriebsdrehzahl erreicht hat.
Doppelspannungs-Spaltphasenmotoren haben Leitungen, die einen externen Anschluss für verschiedene Netzspannungen ermöglichen. Abb. 46 zeigt einen Einphasenmotor nach NEMA-Norm mit Doppelspannungs-Laufwicklungen. Wenn der Motor mit Niederspannung betrieben wird, sind die beiden Laufwicklungen und die Startwicklung parallel geschaltet. Bei Hochspannungsbetrieb sind die beiden Laufwicklungen in Reihe geschaltet und die Startwicklung ist parallel zu einer der Laufwicklungen geschaltet.