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Die Wes Andersonisierung der Werbung

Die Fingerabdrücke des Regisseurs sind überall auf den kreativen Arbeiten zu sehen, die Marken heute herausbringen.

Ein Mal fühlt es sich vertraut an, zwei Mal fühlt es sich wie ein Zufall an, aber beim vierten oder fünften Mal hat man das Gefühl, dass sich ein klares Muster abzeichnet. Ich spreche von einer Reihe von Werbespots, die in letzter Zeit entstanden sind und sich eindeutig von dem Autor und Regisseur Wes Anderson inspirieren lassen.

Fans von Andersons Filmen – darunter Rushmore, The Royal Tenenbaums, The Life Aquatic with Steve Zissou, Fantastic Mr. Fox, Moonrise Kingdom und The Grand Budapest Hotel – werden mit den Tropen vertraut sein. Perfekt symmetrische Aufnahmen, die das Motiv aus der direkten Frontalperspektive einrahmen. Kräftige Farben, sauber gestylte Mode und schrullige Figuren und Kulissen. Klar abgegrenzte physische Objekte und deutlich gekennzeichnete erzählerische Wendungen.

Andersons Stil ist sofort sympathisch – gleichzeitig witzig, bewegend und cool – und so ist es vielleicht verständlich, dass Werbetreibende die Methoden des Regisseurs nachahmen, wenn sie versuchen, die gleiche Mischung aus erwünschten Reaktionen auszulösen. Die größere Frage ist, ob Marken und ihre Werbeagenturen überhaupt wissen, dass sie Anderson direkt imitieren, oder ob seine Arbeit so sehr in der Populärkultur verankert ist, dass das Kreativteam hinter einer Werbekampagne fast unbewusst darauf zurückgreift.

Der Trend ist sicherlich nicht neu. Bereits 2014 veröffentlichte Mashable einen Artikel mit dem Titel „The Ad World is in Love With Wes Anderson“, in dem festgestellt wurde, dass eine Reihe von Kampagnen für Marken wie Oreo, Tommy Hilfiger und Honda allesamt „Anderson-Qualitäten“ aufwiesen.

Der Regisseur selbst kann auf eine lange Erfahrung in der Werbung zurückblicken und hat Spots für eine Vielzahl von Marken wie American Express, Prada, AT&T, Ikea und Stella Artois gedreht. Für die Weihnachtskampagne von H&M im vergangenen Jahr drehte er im Wesentlichen einen Minifilm in seinem unverkennbaren Stil mit Adrien Brody als Zugführer, der auf seiner Fahrt durch den Schnee am ersten Weihnachtstag in Schwierigkeiten gerät.

Hier sehen wir uns drei Werbespots aus diesem Jahr an, die zwar nicht von Anderson gemacht wurden, aber dennoch eindeutig von dem Indie-Autoren inspiriert sind.

Steve | Food Quality | McDonald’s UK

Die Kampagne „Food Quality“ von McDonald’s, die derzeit im britischen Fernsehen ausgestrahlt wird, weist eine Reihe unverkennbarer Anderson-Merkmale auf. Die Geschichte des Werbespots wird schnell, rhythmisch und effizient in einer Reihe von Szenen mit festen Frontalaufnahmen erzählt. Die verschiedenen, elegant gekleideten Statisten, die den Bus bevölkern, könnten direkt aus einem Anderson-Film stammen, ebenso wie die skurrilen Maschinen und die Arbeitskleidung, die in den Fabrikszenen auftauchen. Die Verwendung eines Buches als physische Darstellung der Geschichte (das McDonald’s „Gut zu wissen“-Buch, das am Ende des Spots auftaucht) ist ebenfalls ein vertrautes Anderson-Requisit.

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Nicht jede Szene in diesem Werbespot, der erstmals im Mai ausgestrahlt wurde, ist Anderson-typisch, aber bestimmte Teile wirken, als wären sie komplett aus einem der Filme des Regisseurs entnommen – insbesondere die Eröffnungsszene mit ihren leuchtenden Farben und dem komplizierten Set-Design. Auch die Vielfalt der Statisten in dieser Szene (sowohl in Bezug auf Alter und ethnische Zugehörigkeit als auch auf ihren Stil und ihren Sinn für Mode) wirkt wie ein von Anderson inspirierter Touch. Auch die Frontalansicht und die komödiantische Energie der Squash-Spielszene erinnern an das Werk des Regisseurs. Solche offensichtlichen Inspirationen sind verständlich, wenn man die schrullige, selbstironische Art der Markenbotschaft bedenkt.

Great Aunt Mabel’s Birthday | Premier Inn

Alles an diesem Werbespot schreit nach Wes Anderson – und zwar ganz bewusst. Der vom renommierten britischen Regisseur Ben Wheatley gedrehte Werbespot bedient sich zahlreicher Anderson-Tropen, angefangen bei der Eröffnungssequenz, in der zwei Personen frontal aufgenommen werden, die direkt in einen Spiegel schauen. Diese beiden Hauptfiguren – ein alter Mann und ein kleines Kind in einer gleichfarbigen Jacke – sind eine klare Anspielung auf Ben Stillers Figur Chas und seine „Mini Me“-Kinder in The Royal Tenenbaums, die alle die gleichen farbigen Trainingsanzüge tragen. Sogar die Schrift auf dem Bildschirm ist die gleiche, die in den Anderson-Filmen häufig verwendet wird. Alles in allem eine präzise beobachtete Hommage, bei der sich der Zuschauer jedoch fragt, ob es sich um eine Nachahmung um der Nachahmung willen handelt.