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Die Coronavirus-Pandemie hat bei vielen Betroffenen den Tinnitus verschlimmert – neue Forschungsergebnisse

Täglich erfahren wir mehr über die Auswirkungen von COVID-19 auf unsere Gesundheit. Wir wissen jetzt, dass eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-COV-2 langfristige Auswirkungen auf Herz und Lunge haben kann, und bei manchen Menschen kann die Infektion sogar monatelang anhalten.

Wir erhalten jetzt auch Berichte, dass COVID-19 hörbezogene Symptome hervorruft, wie Schwindel, Vertigo und Hörverlust. Unsere jüngste Studie hat auch ergeben, dass die Pandemie bei vielen Menschen den Tinnitus verschlimmert hat.

Tinnitus ist dadurch gekennzeichnet, dass man unerwünschte Geräusche wie ein Klingeln oder Summen in den Ohren hört, ohne dass ein entsprechendes Geräusch von außen zu hören ist. Er ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, von der weltweit 12 % bis 30 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen sind. Obwohl Tinnitus in allen Altersgruppen auftritt, ist er bei älteren Erwachsenen häufiger anzutreffen.

Es ist bekannt, dass zahlreiche Faktoren – darunter Hörverlust, Ohrinfektionen, Lärmbelastung und Kopfverletzungen – mit der Entstehung von Tinnitus in Verbindung gebracht werden. Tinnitus kann auch durch bestimmte Geräusche, schlechten Schlaf, Allergien oder Infektionen verschlimmert werden.

Bei Menschen mit Tinnitus besteht ein höheres Risiko für ein geringeres emotionales Wohlbefinden, Depressionen und Angstzustände, möglicherweise aufgrund der Frustration über die Unfähigkeit, dem Leiden zu entkommen oder es zu kontrollieren. Tinnitus kann auch das Schlafen und die Konzentration erschweren, was sich auf das Funktionieren am Tage auswirken kann.

Dies brachte unser Team zu der Erkenntnis, dass Menschen mit Tinnitus aufgrund des zusätzlichen Stresses und der Ängste, die die Pandemie mit sich bringt, vermehrt unter der Erkrankung leiden könnten. Daher beschlossen wir, eine explorative Studie durchzuführen, um die Veränderungen bei Tinnitus während der Pandemie zu untersuchen.

Verschlechterung

Wir befragten insgesamt 3.103 Personen mit Tinnitus aus 48 Ländern, von denen fast die Hälfte aus den USA und Kanada stammte. Obwohl sich die Umfrage an Personen mit bereits bestehendem Tinnitus richtete, berichteten sieben Befragte, dass die COVID-19-Infektion zu Tinnitus und vier, dass sie zu Hörverlust führte. Diese Symptome blieben auch nach der Genesung vom Virus bestehen, was die Ergebnisse anderer Studien bestätigt.

Von den Befragten gaben 237 an, unter COVID-19-Symptomen zu leiden, und 26 waren positiv auf das Virus getestet worden. Von denjenigen, die über Symptome berichteten, gaben 40 % an, dass sich ihr bereits bestehender Tinnitus dadurch verschlimmert habe.

Diejenigen, die Medikamente (wie Paracetamol oder Tyenol) zur Linderung der Coronavirus-Symptome einnahmen, berichteten über eine deutliche Zunahme ihres Tinnitus. Bestimmte Medikamente (z. B. Aspirin und einige Antibiotika) haben bekanntermaßen negative Auswirkungen auf das Gehör und den Tinnitus, so dass eine genaue Überwachung der Patienten im Krankenhaus wichtig ist.

Von den Befragten, die nicht an COVID-19 erkrankt waren, gaben 67 % an, dass ihr Tinnitus während der Pandemie gleich geblieben ist, bei 32 % hat er sich verschlechtert und bei 1 % der Befragten verbessert. Frauen und jüngere Erwachsene (unter 50 Jahren) empfanden den Tinnitus während der Pandemie als deutlich lästiger.

Die Befragten in diesen Gruppen erklärten, dass diese Veränderungen zum Teil durch Veränderungen in der Arbeitswelt und durch verstärkte Kinderbetreuung und Haushaltspflichten während der Pandemie verursacht werden könnten. Dies könnte mit einer höheren Lärmbelastung (z. B. durch Spielzeug oder Heimwerkergeräte) oder einem höheren Stressniveau zusammenhängen, was den Tinnitus häufig verschlimmert.

Young mother holding child as she tries to speak on the phone while working from home.
Die zunehmende Verantwortung bei der Kinderbetreuung könnte ein Grund für die Verschlechterung des Tinnitus bei Frauen sein. ErsinTekkol/

Zu den weiteren Faktoren, die den Tinnitus der Teilnehmer während der Pandemie verschlimmerten, gehörten gesundheitsbezogene Bedenken, Maßnahmen zur sozialen Distanzierung, Änderungen des Lebensstils und ein geringeres Maß an Bewegung. Zu den gesundheitsbezogenen Bedenken gehörten die Sorge, sich mit dem Virus anzustecken, und die Tatsache, dass die Teilnehmer während der Pandemie keine Möglichkeit hatten, sich wegen anderer Erkrankungen behandeln zu lassen.

Die Befragten berichteten, dass es durch die Pandemie schwieriger wurde, Aktivitäten auszuüben, die sie von ihrem Tinnitus ablenken, wie z. B. die Teilnahme an einem Sportkurs. Auch fiel es ihnen schwerer, sich zu entspannen, da die ständige Sorge ihren Tinnitus verschlimmerte. Einsamkeit als Folge von weniger sozialen Kontakten, Selbstisolation und Schlafmangel verschlimmerten den Tinnitus ebenfalls erheblich.

Gesundheitliche Unterstützung bei Tinnitus war während der Pandemie nicht immer leicht verfügbar, und die Abriegelungsmaßnahmen schränkten auch die soziale Unterstützung ein und trugen zu Gefühlen der Einsamkeit bei. Der Mangel an Unterstützung kann auch zu einer Verschlimmerung des Tinnitus beigetragen haben, da sich die Betroffenen nicht in der Lage fühlten, mit der Erkrankung allein fertig zu werden.

Die Befragten berichteten auch, dass ein höheres Maß an Depressionen, Angst, Reizbarkeit und finanziellen Sorgen ebenfalls erheblich dazu beitrug, dass der Tinnitus während der Pandemie lästiger wurde. Dieses Ergebnis unterstreicht die komplexe Wechselwirkung zwischen Tinnitus und emotionaler Belastung. Sie können sich gegenseitig auslösen oder verschlimmern, und Tinnitus tritt häufig in stressigen Zeiten auf.

Aufgrund der zahlreichen Berichte über Tinnitus und Hörverlust im Zusammenhang mit der Infektion mit COVID-19 besteht ein Bedarf an weiteren Forschungen in diesem Bereich. Theoretisch könnte COVID-19 Probleme mit Teilen des Hörsystems verursachen.

Virusinfektionen, einschließlich Herpesviren, Röteln, Cytomegalovirus, Masern und Mumps, beeinträchtigen bekanntermaßen das Gehör und/oder das Gleichgewichtssystem – und das könnte auch bei SARS-COV-2 der Fall sein. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen COVID-19, Tinnitus und Hörverlust gibt und welche Mechanismen hinter diesem möglichen Zusammenhang stehen.

Für diejenigen, die während der Pandemie einen Tinnitus entwickelt oder eine Verschlechterung erlebt haben, können medizinische Dienste, Beratungsstellen und Online-Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Auch kognitive Verhaltenstherapie und Achtsamkeit können helfen, mit Tinnitus besser umzugehen.