Buddhismus im Westen
Wie der Buddhismus in den Westen kam
Das erste westliche Interesse am Buddhismus kam von Archäologen und Gelehrten. Tatsächlich wurden viele wichtige buddhistische Stätten in Indien erst dank britischer Untersuchungen wiederentdeckt. Einige westliche Pioniere und Abenteurer praktizierten den Buddhismus ernsthaft mit einheimischen Lehrern in Tibet und anderen Ländern, aber im Allgemeinen wurde der Buddhismus als etwas Exotisches angesehen und nicht als nützliche Lebensweise betrachtet.
Das erste große Zusammentreffen von Buddhismus und westlicher Populärkultur war wohl, als der Zen-Buddhismus in den 1950er Jahren nach Amerika kam. Der geistreiche, paradoxe Stil des Rinzai-Zen mit Koans (Meditationsthemen in Form von Rätseln) wie „Was ist das Geräusch einer klatschenden Hand?“ machte großen Eindruck auf die Beat-Generation. Lehrer aus Japan gründeten mehrere traditionelle Meditationszentren. Trotz seiner starken kulturellen Prägung wuchs Zen, die wohl bekannteste Mahayana-Schule, in den USA und anderen Ländern stetig und brachte eigene westliche Lehrer hervor, die voll qualifiziert waren, die Überlieferung fortzuführen.
Obwohl der Theravada schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Westen kam, ist er vor allem bei Einwanderern aus buddhistischen Ländern beliebt. Die traditionelle Abhängigkeit von Mönchen und Nonnen, die auf einer täglichen Almosenrunde um Essen betteln müssen und unter restriktiven Bedingungen leben, erschwert die vollständige Integration in die westliche Gesellschaft. Die für den Theravada typischen Lehren wie die Vier Edlen Wahrheiten, der Achtfache Pfad und die Betonung des Verzichts auf materielle Dinge als Weg zur Erleuchtung sind jedoch in den meisten populären Definitionen des Buddhismus gut vertreten.
Der tibetische Buddhismus mit seinen farbenfrohen Darstellungen von Buddha-Formen, der Verwendung von Mantras und seinem unverwechselbaren visuellen Stil ist überall, wo er sich verbreitet hat, leicht zu erkennen. Und nachdem die blutige chinesische Invasion Tibets in den 1950er Jahren so viele Tibeter zur Flucht gezwungen hat, hat er sich sehr weit verbreitet. Zunächst wurde ihnen in Nordindien ein Flüchtlingsstatus angeboten, später kamen tibetische buddhistische Lehrer nach Europa, in die USA und in andere Länder. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden mehrere tibetische Klöster im Westen gegründet, und auch der tibetische Laienbuddhismus fand weite Verbreitung.