Baby-Giraffen bekommen ihre Flecken von der Mutter
Wenn man an eine Giraffe und ihre Flecken denkt, fragt man sich vielleicht: „Warum machen die sich überhaupt die Mühe?“. Giraffen sind so groß und haben so lange Beine und lange Hälse, dass diese schlaksigen Geschöpfe hoch in die Bäume ragen. Wen wollen sie mit diesen Flecken wohl täuschen? Das kann keine Tarnung sein, denn jeder kann diese massigen, anmutigen Tiere sehen, wenn sie über die Graslandschaften Afrikas südlich der Sahara streifen, nicht wahr?
Sicherlich kann jeder die erwachsenen Giraffen sehen, die die größten Säugetiere der Welt sind, aber die verletzlichen kleinen Giraffenbabys könnten etwas Hilfe in der Tarnabteilung gebrauchen. Eine neue Studie, die am 2. Oktober 2018 in der Fachzeitschrift PeerJ veröffentlicht wurde, zeigt, dass Giraffen ihre Fleckenmuster von ihren Müttern erben – und diese Fleckenmuster machen einen Unterschied in der Fähigkeit der jungen Giraffen zu überleben.
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Tarnung ist jedoch nur eine Funktion, die diese Flecken erfüllen könnten. Derek E. Lee, außerordentlicher Forschungsprofessor an der Penn State University und Hauptautor der Studie, sagte in einer Erklärung: „Wir kennen ihren Zweck in der freien Natur nicht wirklich.“ Die Flecken könnten tatsächlich der Tarnung dienen, aber sie könnten auch dazu beitragen, die Körpertemperatur zu regulieren und es den Giraffen zu ermöglichen, sich gegenseitig zu erkennen.
Unter ihrem Fell haben Giraffen dunkelgraue Haut ohne Flecken. Aber das Fell hat Flecken, die rund, oval oder klumpig sein können, mit scharfen oder glatten Kanten und jeder Form und Ausprägung dazwischen. Sie sind variabel, aber die Flecken bleiben während des gesamten Lebens der Giraffe gleich. Das ermöglicht es den Forschern (und wahrscheinlich auch den Giraffenmüttern), einzelne Tiere wiederzuerkennen.
Die Forscher konnten bestätigen, dass die Fleckenmerkmale, wie z. B. die scharfen Kanten, von der Mutter an das Baby weitergegeben werden. In dieser Studie hatten Neugeborene mit größeren, unregelmäßigeren Flecken eine höhere Wahrscheinlichkeit, die ersten Lebensmonate zu überleben.
Diese neue Erkenntnis ist eine Aktualisierung einer alten Hypothese. Dr. Anne Innis Dagg beobachtete eine kleine Giraffenpopulation in einem Zoo und stellte fest, dass Form, Anzahl, Fläche und Farbe der Flecken offenbar vererbt werden. In der jüngsten Studie wurden mit Hilfe von Computerbildern und -analysen 11 Merkmale der Flecken von Giraffen in freier Wildbahn verglichen. Die Methode könnte auch für die Untersuchung von Mustern bei anderen Tieren verwendet werden, z. B. Gepardenflecken oder Zebrastreifen.
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